Sie wünschte, sie hätte Kräfte von unmessbarem Wert. Mit einem Schlag könnte ihre Hand eine Steinplatte teilen. Es schmerzt und die Stelle, die den Stein berührte wird heiß. Sie spürt ihr Leid. Spürt die Wut, die in ihr aufkocht. Wie Hitze, die langsam ein Feuer zündet. Wut. Auf alle. Auf alles und jeden. Und auf sie selbst. Am allermeisten. Warum? Könnte sie es sagen. Die Unwissenheit schürt ihre Wut. Wie die Luft das Feuer.
Selbst wenn sie Kräfte von unmessbarem Wert hätte, könnte sie jene Steinplatte nicht mehr reparieren. Das wollte sie auch gar nicht. Sie würde sie zurücklassen. Zerschunden und entzwei.
Wütend auf alle. Auf alles und jeden.
Sie bemerkt, wie ihr sie anseht. Mit gierigen Blicken. Oberflächliches Pack, Heuchler, Halsabschneider.
Sie wünschte sie hätte Kräfte von unmessbarem Wert. Dann könnte sie eure erbärmlichen Seelen aus euren hässlichen Körpern saugen und euch mehr tot als lebendig zurücklassen.
Wäre sie ein Wolf, dann würde sie ihre Kiefer gnadenlos in euer Fleisch stoßen. Als Raubtier. Bereit zu töten.
Doch da gibt es noch etwas in ihr. Unterdrückt. Tief drinnen, im hintersten Kellerloch. Verborgen hinter dicken Mauern und Eisenstäben. Dort sitzt die Liebe. Eingekerkert in einer Ecke sitzend, gekleidet in Lumpen, was einst schön strahlende Gewänder waren. In Tränen aufgelöst sitzt sie dort und weint.
Weint, weil ihr der Zorn Beinchen und Ärmchen gestutzt hatte. Weil ihr der Hass die Zunge zum Sprechen herausgeschnitten und die Missgunst die Pforten des Kellers verschlossen hatte.
Und da sitzt die Liebe und weint und hofft.
Wartet auf den Trost, dass er sie bald finden möge, um ihren Fluchtweg zu ebnen.
Sie wartete, doch er kam nicht.
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