Dienstag, 20. August 2013

Es war einmal... [Märchenstunde]

Kronen aus Stein. Es waren einmal eine wunderschöne Prinzessin und ein stattlicher Prinz. Sie lebten weit voneinder entfernt in riesigen Königreichen. Sie waren einander nicht bekannt und hatten noch nicht einmal voneinander gehört, so groß war ihr Reich.
Doch eines Tages fand der Prinz eine kranke, weiße Taube in seinem bunten Garten. Er wusste ja noch nicht, dass sie der liebste Spielgefährte der Prinzessin war. Sorgsam pflegte er sie gesund und als sie wieder fliegen konnte, ließ er sie frei.
Die Taube flog weit, über das Meer bis hin zur Prinzessin. Sie war unendlich froh, ihren besten Freund wieder zu haben. Doch als sie genauer hinsah, erkannte sie einen schmalen Silberreif an der linken Kralle der Taube. Der Prinz hatte ihn in seiner Achtsamkeit angesteckt, damit er die Taube während seiner Pflege an einer dünnen Kette anhängen konnte.
Die Prinzessin dachte nun tagein tagaus daran, wer denn ihr liebes Täubchen aufgenommen hatte.
Da dachte die Prinzessin bei sich: "Ach, mein Täubchen wird den Weg zurück schon finden und seinem Retter meine Dankesbotschaft bringen!" Sie schrieb einen Brief und bedankte sich. Herzlich, anders hatte sie es ja nicht gelernt.
Die Taube flog und flog wieder über das Meer zurück zu dem Prinzen und überbrachte ihm die lieben Worte des guten Kindes. Jene klangen wie eine Melodie in den Ohren des Prinzen und er machte sich auf, ihr zu antworten und seine Zeilen der Taube mit auf den Weg geben. Viele Male musste der weiße Vogel hin und her fliegen und der Prinz und die Prinzessin hatten sich nach einiger Zeit lieb gewonnen.
Zu jener Zeit lebte aber inmitten des Meeres auf einer Insel eine böse Fee. Sie war zwar schön, doch missgünstig und selbstsüchtig und wollte den Prinzen nur für sich alleine.
So fing sie eines Tages die Taube und verbrannte den Brief des Prinzen, in dem er um die Hand der so weit entfernten Prinzessin anhielt. Stattdessen log sie, der Prinz habe sich in eine andere Prinzessin verliebt und werde sie bald heiraten. Als die ehrliche Prinzessin, die nichts Böses ahnte von der Nachricht hörte, war sie todtraurig und wusste keinen Ausweg mehr. Sie warf sich ins Meer, denn sie wollte nicht mehr ohne ihren Prinzen leben.
Der Prinz empfand ebenso Bitterkeit wie Sorge, denn er hatte keine Botschaft von seiner Liebsten mehr empfangen. Viele Monate wartete er vergeblich auf ein Zeichen seines fernen Schatzes.
Da kam eines Tages die böse Fee zum Prinzen und beteuerte, sie sei die Prinzessin. Obwohl ihm sein Herz etwas anderes sagte, löste er sein Versprechen ein und heiratete die lügnerische Frau.
Mit den Jahren wurde der Prinz immer unglücklicher, denn er bemerkte, dass er sein Herz der falschen Frau geschenkt hatte. Sie gebar ihm zwar Kinder, doch sie kannte keine Liebe und war kalt und hart. Als er eines Tages eines ihrer teuflischen Rituale mitansah, wusste er, dass sie nie die wahre Prinzessin gewesen sein konnte.

Voller Gram stürzte auch er sich in die weiten Fluten des hellgrünen Gewässers. So, wie es die richtige Königstochter vor vielen Jahren tat.
Doch wie durch ein Wunder fanden die beiden unglücklichen Körper im Wasser zueinander. Da lagen sie, Hand in Hand und wurden mit der Zeit zu Steinstatuen. Geborgen von Sand und Wasserpflanzen für immer verbunden.
Die böse Fee jedoch war nicht befähigt, ein Königreich zu regieren und wurde bald von den ehrlichen Bürgern des Landes gehängt.

So nahm alles seinen Lauf und wenn du eines Tages die Geschichte erzählen wirst, liegen der Prinz und die Prinzessin wahrscheinlich noch immer am Grund des Ozeans.
So, wie sie es damals schon taten.








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